Die Einführung der zentralen Wasserversorgung im ländlichen Raum in der Zeit zwischen 1895
und 1910 .
Die Einführung der zentralen Wasserversorgung auf dem Lande, d.h. in den Dörfern und
Kleinstädten fand in einer Zeit des gesellschaftlichen und technischen Wandels statt.
Die so genannten Gründerjahre nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 setzten mit
der Reichsgründung eine Aufbruchstimmung in Gang, die ökonomisch von den französischen
Reparationszahlungen angestoßen wurde und zu einer regen Bautätigkeit führten.
Der Bau von Eisenbahnstrecken, Bahnhöfen, Schulen, Kasernen, aber auch der zentralen
Wasserleitung mit Hochbehältern und Leitungssystem für Hausanschlüsse fiel zumeist in diese
Zeit zwischen 1895 und 1910/12.
Das Bedürfnis der ländlichen Bevölkerung folgte dem städtischen Trend nach Verbesserung
der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die neuen medizinischen und hygienischen Kenntnisse
führten auch auf dem Lande zur Forderung nach gesundem Leben, insbesondere nach
geruchsfreiem und wohlschmeckendem Trinkwasser.
Das wachsende Bedürfnis nach komfortableren Lebensverhältnissen und ausreichender und
guter Versorgung mit Trinkwasser in den Großstädten setzte sich mit zeitlicher Verzögerung
auch auf dem Land durch.
Die Dringlichkeit der Erneuerung des alten Brunnensystems und des Baus einer
leistungsfähigeren zentralen Wasserversorgung entstand durch die rasch wachsende
Bevölkerung und das Entstehen fabrikmäßiger kleinindustrieller Betriebe, wie Webereien,
Spinnereien, Färbereien, Tuchfabriken, Zigarrenfabriken. Mit der wachsenden Bevölkerung
wurde die Versorgung mit Lebensmitteln durch die Landwirtschaft dringlicher, so dass mit der
Zunahme der Tierhaltung auch der Wasserbedarf stieg.
Zudem war die technische Entwicklung so weit fortgeschritten, dass man jetzt leistungsfähige
starke Wasserpumpen bauen und Leitungssysteme aus Gusseisen in ausreichender Zahl
herstellen konnte.
Der Bau neuer Anlagen zur Wasserversorgung  verursachte hohe Kosten und war deshalb in
der Bevölkerung und in den politischen Gremien zunächst umstritten. Der Ausbau des Weg-
und Straßennetzes wurde für vorrangig gehalten. Dennoch folgte man bald dem städtischen
Beispiel und führte auch in den ländlichen Kleinstädten und Dörfern eine zentrale
Wasserleitung ein.
Wesentlich erleichtert wurde dieser Schritt dadurch, dass es im mittelhessischen Bergland,
Vogelsberg, Rhön und Spessart ergiebige Quellen gab, die reichliches und gutes Wasser
lieferten.
Text: Arnulf Kuster
Wasserversorgung vor Ort: 
Für die Gemeinde Leihgestern bedeutete dies, daß im
Jahre 1907 ortsnah der
Wasserbehälter gebaut wurde. Die Speisung
desselben erfolgte durch die ca.
300m oberhalb liegenden Quellen am heutigen
Grillplatz. Damit war ein
gleichbleibender Wasserdruck gewährleistet. Allerdings
ließ auch diese Trinkwasserqualität sehr zu wünschen
übrig, da es
sich bei den 
Quellen
überwiegend
um Oberflächenwasser handelte und daher von
Krankheitserregern nicht gänzlich frei war.
Es folgte 1950 ein kleineres Wasserhaus zur besseren
Versorgung von Gut Neuhof. Es liegt ca. 300m
nordöstlich des Gutes und dem Birkenhof.
Da die Bevölkerungszahl der Gemeinde Leihgestern
ständig stieg und damit auch der Wasserbedarf, wurde
im Jahre 1964 ein zweiter Brunnen am nördlichen
Ortsrand gebaut. Er liegt am heutigen Steinweg, der
Verbindungsstraße von Leihgestern und dem Ortsteil
Mühlberg.
Bei Gründung der Stadt Linden im Jahre 1973 wurde
auch dieser stillgelegt und man schloß sich einer
zentralen Wasserversorgung für die gesamte Region
an. Das Wasser kommt nunmehr über Fernleitungen
aus der Region Stadtallendorf.
Wasserversorgung heute:
Heute erhalten wir unser Trinkwasser von dem
Zweckverband Mittelhessiche Wasserwerke in Gießen.
Unser heutiges Frischwasser besteht aus hygienisch
einwandfreiem Trinkwasser und unterliegt einer ständigen
Kontrolle. Es besteht hauptsächlich aus dem Grundwasservorkommen im Raume Wohratal und
Stadtallendorf. Die dortigen Brunnen haben eine Tiefe von 100-180 m.
Damit werden 155 Stadt- und Ortsteile versorgt. Es stehen dafür ca.435 km überörtliche und ca.555
km örtliche Wasserleitungen sowie ca. 350 km Wasseranschlussleitungen und 63 Wasser-
hochbehälter mit einem Volumen von ca.85 000 m³ zur Verfügung. Der größte Hochbehälter mit
einem Volumen von 17 500 m³ steht in „Bauerbach“ und der kleinste mit 35 m³ Volumen in
„Rachelshausen“.
Im Abwasserbereich sind wir dem Wasserverband Kleebach angeschlossen.
Die aktuelle Wasserqualität Ihres Wohnortes und ergänzende Informationen können Sie deren
Webseite www.zmw.de entnehmen.